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Es ist an der Zeit zu handeln.

Warum die steigende Flächenversieglung zum Problem werden kann und wie die Lösung aussehen könnte.

In den vergangenen Jahren scheinen sich die Keller voller Wasser und Straßenüberflutungen zu häufen. Dr. Ernst Strasser, Gesch.ftsführer von ACO Österreich, erklärt die Zusammenhänge zwischen den vermeintlichen Wetterphänomenen und dem regen Baugeschehen und zeigt auch mögliche Antworten sowie Innovationsfelder auf.

2019 wurden lt. Statistik Austria mehr als 75.000 Wohnungen und 25.000 neue Gebäude fertig gestellt, was einem Anstieg von ca. 29% im Vergleich zu 2015 entspricht. Damit einhergehend können wir eine steigende Flächenversiegelung beobachten. Welche Auswirkungen ergeben sich daraus?

STRASSER Regenwasser, das auf Gebäude und angeschlossene Verkehrsflächen trifft, kann nicht mehr an Ort und Stelle versickern. Dies führt zu einer Reduzierung des Grundwasserspiegels da dieser nicht mehr durch Regenwasser gespeist wird. Darüber hinaus steigt das Risiko, dass bei starken Regenfällen die Kanalisation die oberflächlich abfließenden Wassermassen nicht fassen kann und es somit zu örtlichen Überschwemmungen kommt. Es braucht eine Strategie zur Entsiegelung von Flächen kombiniert mit einem gezielten Regenwassermanagement.

Inwiefern hat ACO diesen „Bauboom“ gespürt? Hat sich dies evtl. in einer Umschichtung der Geschäftsfelder gezeigt?

STRASSER Der anhaltende Zuzug in die Städte begleitet uns nun schon über 10 Jahre. Es geht um die Schaffung neuen Wohnraums, weil der Bedarf noch immer das Angebot übersteigt. Neue Stadtviertel entstehen dort, wo früher Infrastruktur oder Produktionen das Geschehen bestimmt hatten. Insofern hat ACO schon recht früh Lösungen für den kommerziellen Wohnbau entwickelt. Produkte für die Entwässerung von angeschlossener Freifläche, Balkon- und Terrassen, sowie Garagen waren schon immer im Fokus. Darüber hinaus werden heute komplette Systeme für die Weiterbehandlung des Regenwassers angeboten.

Besonders die Belastung des Grundwassers durch den (Neu-)Bau bereitet nicht nur vielen Umweltschützern Kopfzerbrechen. Wie stehen Sie zu diesem Thema und wie könnte eine effiziente Entschärfung der Situation aussehen?

STRASSER Grundwasser ist ein wertvolles Gut und Grundlage unseres Lebens. Es darf unter keinen Umständen zu Verunreinigungen kommen, bzw. dürfen diese Verunreinigungen ein bestimmtes Maß nicht überschreiten. Dieser Umstand ist in Österreich über das Wasserrechtsgesetz und das Verschlechterungsverbot der Wasserrahmenrichtlinie geregelt. Neue Bauvorhaben müssen bei Bauantrag einen wasserrechtlichen Bescheid erwirken, der den Umgang und insbesondere auch die Reinigung von belastetem Regenwasser zum Schutze des Grundwassers vorgibt.

Gibt es hier Handlungsbedarf seitens der Politik?

STRASSER Ich sehe Handlungsbedarf in der Raumordnung in Bezug auf den Bodenverbrauch und der Versiegelung. Hier könnten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine Entsiegelung bestimmter Flächen fordern. Darüber hinaus könnten Vorgaben für Gebäude im urbanen Bereich geschaffen werden, die eine Begrünung von Dächern fördern. Diese Maßnahme der Retention am Dach würde positiv zum städtischen Klima beitragen.

Als Systemanbieter können Sie schon bei der Planung unterstützend eingreifen. Wie wird das Thema von den Architekten und Bauherren angenommen?

STRASSER Nachdem sich Bauvorhaben zwingend mit der Reinigung und Ableitung des Regenwassers beschäftigen müssen, gibt es ein großes Interesse der entsprechenden Fachplaner über geltende Vorschriften und Regelwerke. Darüber hinaus unterstützen unsere Architekten- und Planerberater die beauftragten Fachplaner bei Auswahl und Bemessung der geeigneten Produkte.

Können Sie uns 3 große Eckpunkte nennen, die bei der Planung auf gar keinen Fall fehlen dürfen?

STRASSER Erstens: Welche Dach- oder Freiflächen sind für die Entwässerung zu berücksichtigen und wie ist die Beschaffenheit dieser? Finden wir Kupfer- oder Zinkdächer vor? Gibt es Verkehrsflächen mit erhöhtem PKW Aufkommen, wo es zu Reifenabrieb oder Ölverlust kommen kann. Mit welcher Verunreinigung des Regenwassers ist zu rechnen? Zweitens: Welche Regenwasserreinigung ist dementsprechend vorzusehen? Und Drittens: Welche Möglichkeiten der Ableitung des Regenwassers bestehen? Das primäre Ziel sollte sein Regenwasser, wenn dies die Bodenbeschaffenheit zulässt, an Ort und Stelle zu versickern. Die Alternative wäre eine kontrollierte Einleitung in ein Gewässer.

Nicht nur Neubauprojekte, sondern auch für Umbauten und Renovierungen ist ein durchdachtes System essentiell. Was würden Sie einem Kunden raten, dessen Keller bei starken Regengüssen seit neuestem immer unter Wasser steht?

STRASSER Es ist zunächst zu prüfen, wo der Wassereintritt stattfindet. Oft dringt das Wasser über die Kellerfenster ein, die nicht für diese Belastungen konzipiert wurden. Für Starkregen bietet ACO Kellerschutzsysteme mit hochwasserdichten Kellerfenstern und druckwasserdichten Lichtschächten an, die auch bei hohen Belastungen den Keller trocken halten. Eine nachträgliche Umrüstung bestehender ACO Kellerfenster auf eine hochwasserdichte Ausführung ist jederzeit möglich. Zusätzlich ist wichtig alle Wasserentnahmestellen, Duschen und WCs gegen Rückstau aus dem angeschlossenen Kanalsystem zu sichern.

Können Sie uns eine kurze Einschätzung für die nächsten 25 Jahre geben? Wie wird sich der Markt Ihrer Meinung nach verändern?

STRASSER Die Nutzung von Grünmulden zur Regenwasserversickerung wird durch steigende Quadratmeterpreise unterirdischen Systemen wie dem technischen Filter weichen müssen. Auch die Regenwassernutzung wird eine wesentliche Rolle spielen. Die Reduzierung des Bodenverbrauchs und Entsiegelung von Flächen wird noch stärker in den Fokus treten. Dach- & Fassadenbegrünungen werden zum fixen Bestandteil der Stadtplanung.

In welche Richtung wird ACO in den nächsten Jahren forschen bzw. sich weiterentwickeln?

STRASSER Der Schwerpunkt wird weiterhin die Flächenund Gebäudeentwässerung bleiben. Verstärkt wird es um gesamte Entwässerungssysteme entlang des Weg des Wassers in den verschiedenen Anwendungsfällen gehen. Lösungen, die die Retentionen von Regenwasser am Dach ermöglichen, bilden einen Schwerpunkt. Dabei werden die Produkte generell nachhaltiger, intelligenter und einfacher zu verbauen.