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Herausforderung (Ab)Wasser

Abwassertechnik

In Sachen Wasserentsorgung spielt die ökologische Sichtweise eine wesentliche Rolle, zudem geht es um veränderte technische Anforderungen: Neue Systeme wie Schwallduschen & Co bedürfen auch leistungsfähigerer Ableitungen. Ebenso erfordern die steigenden Unwetterereignisse wie Starkregen erhöhte Aufmerksamkeit.

Die Abwassertechnik beschäftigt uns im alltäglichen Leben ebenso wie sie mit den großen Fragen unserer Zeit wie Wasserknappheit und Umweltverschmutzung in Zusammenhang steht. Die Themen sind dabei sehr vielfältig: Es geht um die richtige Auslegung und die Auswahl der Systeme, einen unterbrechungsfreien Betrieb auch während der Wartung oder bei Pumpenausfällen ebenso wie um Ablagerungen in und die Verstopfung von Rohrleitungen. Hier wird vor allem die unsachgemäße Entsorgung von Vliesprodukten wie Feuchttüchern – die sich im Wasser nicht auflösen und eigentlich in den Müll gehörten – über die Toilette, zu einem immer größeren Problem. Denn sie führen zu Verstopfungen und Ablagerungen und sind laut internationaler Studien bereits für acht Prozent des Plastiks in unseren Meeren verantwortlich. „Hier bedarf es dringender Aufklärung, um Fehleinleitungen von Feuchttüchern vor allem in Toiletten zu vermeiden“, erklärt Dr.-Ing. Andreas Kämpf, Marketingleiter bei Pentair Jung Pumpen.

Regen, nicht immer ein Segen

Weitere Punkte sind die Fett- und Ölabscheidung aus Abwässern von gastgewerblichen Betrieben und das Zurechtkommen mit den zunehmenden Starkregenereignissen. Diese nehmen vermehrt Einfluss auf die Konzepte in der Abwassertechnik und verlangen nach einem eigenen Regenwassermanagement. Vor allem im Außenbereich, aber auch im Inneren von Gebäuden.

Dabei stellt die Planung und Bemessung von Entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden oft eine komplexe Aufgabe für Planer und Ausführende dar. Für eine normgerechte Planung ist neben der Normenreihe ÖN EN 12056 auch die seit Anfang August 2016 neu überarbeitete ÖNORM B2501 einzuhalten, die davor nicht geregelte Punkte beinhaltet. Speziell das Thema Rückstausicherung wurde ausführlich aufgenommen. Auch bei der Dachentwässerung wurde in Bezug auf Planung und Bemessung ebenso auf die stärker werdenden Regenereignisse Rücksicht genommen als auch die Notenwässerung neu geregelt. Der Anwendungsbereich wurde bis zur Einmündung in den öffentlichen Kanal erweitert.

Die Versickerung bzw. die Behandlungsanlagen von Regenwasser definiert die ÖNORM B2506: Sie zielt darauf ab, das Regenwasser zu reduzieren, bevor es in den Kanal abfließt. Durch diese gesetzlichen Regelungen wird das, was bei großen Wohnanlagen und Gewerbebauten schon länger berücksichtigt wird, auch bei Einfamilienhäusern und kleinen Gewerbebetrieben – vor allem im ländlichen Bereich – immer mehr zum Thema: Nämlich die Errichtung einer sogenannten Retentionszisterne, die das Zuviel an Wasser zurückhält, bis der Regen abklingt. „Bei starkem Regen fangen solche Pufferspeicher fünf bis zehn Kubikmeter Wasser auf. Das wird später verbraucht bzw. gedrosselt und zeitverzögert in den Kanal abgeleitet“, erklärt Ing. Heinz Schnabl, Vertriebsleiter Österreich bei Mall Umwelttechnik, diese Puffermaßnahme. Für Architekten, Planer und Installateure bedeuten die Entwicklungen, dass die zusätzlich nötigen Leitungsführungen, Versickerungs- und Speichermöglichkeiten mitberücksichtigt werden müssen.

Karl Heissenberger, Leiter des Produktmanagements bei Aco, bringt noch einen anderen Punkt in Sachen Oberflächen- und Regenwassermanagement ins Spiel: „Trifft eine große Menge von Regenwasser auf Verkehrsflächen, müsste es eigentlich aufgefangen und gereinigt werden, bevor es in den Abwasser-Kreislauf eingespeist wird.“ Denn durch den Reifen- und Bremsabrieb entstehen Tonnen von Mikroplastik und schwermetallbelasteter Feinstaub, die durch starken Regen nach längerer Trockenheit in das Abwassersystem und ins Grundwasser gespült werden. Lösungen bieten entsprechende technische Anlagen zur Reinigung bzw. eine gesteuerte Muldenversickerung. Dieser Bereich ist allerdings weniger ein Thema für die Haustechnikverantwortlichen als für Baufirmen, Straßenbetreiber und die Kommunen.

Rückstau vermeiden

Die ganze Starkregenthematik betrifft ebenso den Schutz der Installationsanlagen vor Rückstau – der natürlich auch andere Ursachen haben kann: Um Installationsanlagen, die zumeist im Keller angesiedelt sind und damit unter der Rückstauebene liegen zu schützen, ist eine Rückstausicherung notwendig. Bei reiner Grauwasserabgabe ist eine Sicherung mit einer Rückstauklappe Typ 2 möglich. Das bedeutet allerdings, dass diese bei starkem Regen nicht nutzbar sind, was z. B. in großen Wohnanlagen schwer umzusetzen ist. „In solchen Fällen bzw. bei Schwarzwasserableitungen sind Hebeanlagen die Lösung. Diese „heben“ das Wasser durch Pumpen und führen es dann sicher in den Kanal ab“, spricht Aco-Vertreter Karl Heissenberger einen der zentralen Punkte der Abwassertechnik in der Haustechnik an.

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Welche Art von Pumpen zum Einsatz kommt, ist abhängig von der Art des Wassers: handelt es sich um fäkalienhaltiges Abwasser aus sanitären Anlagen oder um fäkalienfreies Abwasser z. B. aus Kellern. Es können Einzel- oder Doppelpumpen zum Einsatz kommen, die parallel oder seriell geschalten werden. Moderne Pumpstationen bieten den Vorteil, dass sie von den Herstellern bereits betriebsfertig angeliefert werden können, sofern die Art des Wassers und die Dimensionen wie Förderhöhe und Leitungslänge im Vorfeld exakt abgeklärt werden. Dann müssen auf der Baustelle „nur mehr“ die Behälter eingebaut und die Leitungen gelegt werden. In Sachen Abwasserschächte sind Betonschächte nach wie vor Usus, im Vormarsch sind äußerst korrosionsbeständige, robuste Kunststoffschächte mit Einbauten aus glasfaserverstärkten Kunststoffbauteilen.

Wasser satt

Österreich ist mit einem hohen Frischwasseranteil gesegnet, daher ist die Aufbereitung nicht fäkalienhaltiger Abwässer – des sogenannten Grauwassers – nicht wirklich ein Thema. Dennoch gibt es Bereiche, in den eine solche Wiederverwertung sinnvoll ist, wie in der landwirtschaftlichen Bewässerung oder bei Wohnanlagen oder Hotels mit sehr hohem Wasserverbrauch. „Die Grauwasser-Wiederverwendung ist in Österreich aufgrund des niedrigen Frischwasserpreises sehr effizient zu kalkulieren, um die Anschaffungskosten hereinzubringen“, bestätigt Aco-Vertreter Karl Heissenberger. „Will man die Ressource Trinkwasser schonen, muss man das wollen und dafür auch Geld in die Hand nehmen.“ Denn wie beim Einsatz von erneuerbaren Energien darf und kann auch bei der Wasseraufbereitung nicht nur der ökonomische Aspekt im Vordergrund stehen, es ist vielmehr ein ökologisches Weiterdenken gefragt.

Hier weniger, dort mehr

Apropos Wasserersparnis - hier zeigt sich teilweise ein ungleiches Bild: Einerseits gibt es Toiletten mit Sparspülungen und durchflussreduzierte Wasserhähne, andererseits sind stark wasserführende Schwallbrausen schon seit Jahren Beststeller in Sachen Badezimmerausstattung. Gemeinsam mit dem Vormarsch bodengleicher Duschen führen letztere auch zu geänderten Anforderungen an die Abwasserentsorgung. „Sehr schmale Designs und kompaktere Lösungen speziell bei den Duschrinnen können die Ablaufleistung verringern“, bemerkt Karl Heissenberger. „Schafft“ eine Anlage die abzutransportierende Wassermenge nicht, ist das nicht nur unangenehm für die Nutzer, sondern kann auch zu Bauwerksschäden führen. Daher spiele die Abstimmung unter den involvierten Gewerken und die entsprechende Dimensionierung in der Planungsphase eine immer wichtigere Rolle.